Ausgehend von Risiko- und Instabilitätstheorien, welche ihren Ursprung in der Thermodynamik haben, stellt KLARA in "1000 Chancen" die Frage nach Bedingungen für Veränderungen im gesellschaftlichen Kontext. Der Proberaum wird zum Experimentierlabor – und zur Bühne: gespielt wird bei KLARA auf der Probebühne.
Umständlich wird ein Tischtennistisch aufgebaut. Doch das Spiel kommt nicht in Gange, denn es gibt zuwenig Schläger – und niemand will der oder diejenige sein, welche den anderen den Schlager wegnimmt. Und eine hat permanent das Gefühl, falsch zu stehen. Fehler werden immer zuerst bei sich selber gesucht, die allgegenwärtige Höflichkeit führt zu lähmendem Stillstand.
KLARA widmet sich in "1000 Chancen" (helvetischen) Gruppendynamikprozessen, welche durch Mangel an Risikobereitschaft eben nicht zu dynamischen Entwicklungen führen, sondern zu nichts. Wenn vor lauter Verständnis für alle anderen gar nichts mehr geht, wird erst mal in engen Schlafkojen abgewartet. Alles Flehen nach Veränderung fruchtet nicht, nicht einmal ein Erdbeben gibt es, kein Schneefall, keine Explosionen, nichts. Zur Not erzählt man sich Geschichten von früher. Doch wenn man 35 Jahre alt ist, dann muss etwas passieren. "Jetzt geht’s los!" Aber da stellt sich sofort wieder das Problem, wer beginnt …
"1000 Chancen" zeigt die Mutlosigkeit und die individuellen Glücksbestrebungen einer Generation irgendwo zwischen den 68ern und der Generation X und bewegt sich dabei auf dem schmalen Grat zwischen Geschichten und Nicht-Geschichte. KLARA reflektiert dabei immer auch die eigene Arbeit und deren Veränderungspotential – und lotet gleichzeitig aus, wieviel Repetition, Leere – und eben Nichts – Theater erträgt.
Eine KLARA Produktion in Koproduktion mit der Kulturwerkstatt Kaserne Basel
Premiere
17.3.1998
KLARA Probenraum
Güterstr. 121, Basel
Mit
Vanessa Brandestini, Silvia Buonvicini, Jo Dunkel, Philippe Nauer, Dominique Rust, Kaspar Weiss, Michael Wolf, Specials: Daniel Reichmuth
Regie
Christoph Frick & Jordy Haderek
Musik
Knut Jensen
Raum / Kostüme / Grafik
Clarissa Herbst
Dramaturgie
Gabriele Otto
Licht
Urs Reusser
Video
Philippe Schmid
Regieassistenz
Christine Zufferey
Training
Wolfgang Graf
Lichttechnik
Michel Jann
Tontechnik
Andreas Döbeli
Fotos
Claude Giger