"Die Vorstellung hat bereits stattgefunden", heisst es gleich zu Beginn von "Alle Jäger Danke". Damit wird im ersten Satz gleich das Grundthema des Abends umrissen: Das ganze Leben ist eine Vorstellung. Auf der Jagd nach individueller Identität verstrickt sich das postfordistische Subjekt zunehmend in zusammen-gestückelten Selbstentwürfen. Dabei wildert es in einem vorgefundenen Fundus an Versatzstücken; diese müssen nur noch individuell kombiniert werden: Ikea oder Bulthaup? Aldi oder Spar? Rasiert oder unrasiert? Doch bereits da ergeben sich Schwierigkeiten, wenn der Zwang zur Entscheidung überhandnimmt.

Zusammen mit dem Grazer Theater im Bahnhof pirscht sich KLARA durch den Klischeewald postmoderner Individualisierungsstrategien. Der Abend ist Slideshow, die Bühne ist Baustelle. Wacker basteln die Protagonisten an ihrem Selbst und dessen Behausung – alles ist schon da, Kartonkisten, Rohre, Fertigregale. Doch je mehr Individualität generiert werden soll, desto mehr verliert sich die Individualität. Da helfen auch keine Motivationsseminare mehr, befreiende Autofahrten enden in der Provinz und Grosswildjägerphantasien werden mangels eigener Erfahrung aus dem Groschenheftchen vorgelesen. Emotionen sind nur Ausdruck, und dieser wird wie in der Schauspielschule gelehrt. Alles Karaoke. Denn das Lied, das jeder in sich trägt, sind gestammelte Klischees aus dem Poesiealbum: Liebe – Freiheit – Haben – Wollen.

Eine Koproduktion von KLARA Theaterproduktionen, Theater im Bahnhof Graz, Steirischer Herbst Graz