KLARA widmet sich in "Die Konsequenz des Wettbewerbs ist die Show" der Ökonomie der Aufmerksamkeit in Zeiten von Reality-TV und den verschwindenden Grenzen von Privatem und Öffentlichkeit: Zehn Menschen versuchen, sich irgendwie zu profilieren. Ihre Selbstbildnisse sind zusammengestückelt aus popkulturellem Halbwissen – doch das ist kein Hindernis: Es kommt nur vor, wer mitreden kann. Der Inhalt ist dabei nicht so wichtig, und nichts ist zu peinlich, um in Partygesprächen an die Öffentlichkeit getragen zu werden. Speckfalten werden ebenso euphorisch präsentiert wie Unterhosen und die Wissenslücken über den letzten Urlaubsort. Kuba? Australien? Egal. Den Wettbewerb gewinnt, wer das letzte Wort hat. Und fehlen die Worte zwischendurch, wird gelächelt. Oder an der Wohnzimmereinrichtung gefeilt. Oder einfach die Geschichte der Vorrednerin nochmals erzählt.
Dazwischen kann man sich immer noch in die Telefonecke zurückziehen und sich vergewissern, ob man denn gebraucht wird. Denn Erfolg haben bedeutet, dass man gebraucht wird – was wiederum bedeutet, dass einem jemand zuhört. Doch gerade da, ganz für sich, mit dem Hörer in der Hand, öffnet sich dann der gähnende Abgrund tiefster Einsamkeit.
"Die Konsequenz des Wettbewerbs ist die Show" ist ein Simultanabend, in dem sich die einzelnen Szenen und Geschichten zeitlich und räumlich überlagern – die Ökonomie der Aufmerksamkeit gilt während des Abends freilich auch für die SchauspielerInnen bei der Ausübung ihres Berufs. Als kaleidoskopisches Spiel mit den längst durchlässig gewordenen Trennlinien zwischen Privatem und Öffentlichkeit zeigt KLARA SchauspielerInnen, welche Menschen mit zusammengestückelter Identität spielen, die im Wettbewerb um Aufmerksamkeit ob ihrer eigenen Mittelmässigkeit permanent den Boden unter den Füssen verlieren.
Eine KLARA Produktion in Koproduktion mit dem Theaterhaus Gessnerallee Zürich und der Kulturwerkstatt Kaserne Basel
Premiere
25.9.1998
Theaterhaus Gessnerallee Zürich
Weitere Vorstellungen
Kulturwerkstatt Kaserne Basel
Mit
Vanessa Brandestini, Rachel Braunschweig, Silvia Buonvicini, Jo Dunkel, Anna Geering, Thomas Hostettler, Philippe Nauer, Daniel Reichmuth, Dominique Rust, Michael Wolf
Regie
Christoph Frick & Jordy Haderek
Musik
Knut Jensen
Raum / Kostüme
Muriel Gerstner
Dramaturgie
Gabriele Otto
Licht
Urs Reusser, Michel Jann
Regieassistenz
Sabine Rufener
Bühnenbau
René Brodmann, Gian-Fadri Robbi
Grafik
Clarissa Herbst
Training
Wolfgang Graf
Fotos
Claude Giger