KLARA seziert in ihrer neunten Arbeit die Unterwerfungsmechanismen, mit denen sich Präsi-denten, Vorgesetzte, Vereinsvorstände und andere Autoritätspersonen in Szene setzen – und dabei abstürzen: Mit welchen Mitteln verschleiern sie ihren Anspruch auf Macht? Wie missbrauchen sie das in sie gesetzte Vertrauen?
Alphatierchen unter sich: Sieben Wichtigmenschen beim Balanceakt, der entsteht, wenn sich Macht und Autorität nur noch um den Preis von Lächerlichkeit und Grausamkeit erkaufen lassen. Ein Seiltanz, angesiedelt irgendwo zwischen Bürowelt, politischem Parkett und Medienzirkus, ohne Netz und doppelten Boden: Die Autoritätskrise lauert überall.
Auf der Bühne wir gemobbt, geellbögelt, sich gegenseitig (und sich selber) auf die Schulter geklopft, und beim Buhlen um die Aufmerksamkeit des Publikums beständig um die zu wenigen Mikrofone gekämpft – und alles wird in Konkurrenz synchronübersetzt. Denn: Konflikte sind immer gern gesehen, solange sie nur gut ausgeleuchtet öffentlichkeitswirksam aufbereitet werden. Wahrgenommen wird, wer am lautesten ist. Und deshalb dürfen auch private Krisen ganz vorne an der Rampe ungeniert entäussert werden.
Thematisiert wird aber immer auch das Theater an sich: Es gibt keine durchgehenden Figuren auf der Bühne, sondern die Akteure reden sich mit ihren realen (Schauspieler-)Namen an: Schauspieler spielen Schauspieler, die spielen und sich an ihrem Material, also dem Thema und ihrer Bühnensituation, abarbeiten. Daraus entsteht eine Spielweise, die ihren Subtext in einen postdramatischen, nicht-mimetischen Simultanabend packt: Das Streben nach Aufmerksamkeit wird dann ganz konkret zur frontalen Adressierung des Publikums oder zum Kampf um die Mikrofone an der Rampe – Schauspieler gegen Schauspieler. Und alles immer auch in Konkurrenz zur (gleichberechtigten) Ton- und Videospur. Bis zum grossen Knall.
Eine Produktion von KLARA in Koproduktion mit der Kaserne Basel, dem belgischen Time Festival Gent, dem Theaterhaus Gessnerallee Zürich und dem Freiburger Theaterfestival
Premiere
30.1.2002
Theaterhaus Gessnerallee Zürich
Weitere Vorstellungen Schauspielhaus Hamburg / Neues Cinema; auawirleben Bern; Kaserne Basel
Mit
Vanessa Brandestini, Silvia Buonvicini, Jo Dunkel, Anna Geering, Philippe Nauer, Blerim Qeriqi, Dominique Rust, Michael Wolf & Gäste
Regie
Christoph Frick
Musik
Knut Jensen
Raum / Kostüme
Clarissa Herbst
Dramaturgie
Gabriele Otto
Licht
Urs Reusser
Video
Beat Brogle
Regieassistenz
Sabine Rufener
Lichttechnik
Michel Jann
Training
Wolfgang Graf