Es wimmelt nur so von Hochstaplern, Falschspielern, Spekulanten, Trickbetrügern: die deutsch-schweizerische Koproduktion befasst sich mit der Artistik der Hochstapelei und des Falschspielertums – sie handelt von Fremdtäuschung und Selbstbetrug; von falschen Biographien und der Piraterie der Gefühle. Wenn Werte nicht mehr mit dem Zwang zur Selbstdarstellung und zum Streben nach Anerkennung schritthalten können, wird Hochstapelei zum erfolgversprechenden Verhaltensmuster. Der Einzelne wird getrieben vom Bedürfnis, Bedeutung zu haben, welche das Ich übersteigt. Dazu wählt er die magische Abkürzung: "Hochstapler erfinden kriminelle Varianten zu dem, was offiziell Karriere heisst" (Peter Sloterdijk, Kritik der zynischen Vernunft). Abkürzungen, welche freilich direkt in Hochrisikobereiche mit Absturzgefahr führen.
Zusammen mit dem Theater Freiburg/pvc Tanz Freiburg Heidelberg begibt sich KLARA auf die Suche nach den Mechanismen und Regel(losigkeite)n der Hochstapelei und des Falschspielens. Welche Not und welche Scham steckt hinter dem Drang zur Hochstapelei? Ist Falsch-spielertum moralisch verwerflicher als Hochstapelei? Ist Hochstapelei überhaupt verwerflich? Haben wir es verdient, betrogen zu werden? Woher kommt die Bewunderung, welche Hochstaplern immer wieder zufliegt? In "Hochstapler und Falschspieler" befinden sich neun beinahe identische Hochstaplerwesen auf einer Berg- und Talfahrt zwischen Hochgefühl und Depression. Gefangen in ihren selbstgebastelten Scheinwelten versuchen sie, die wiederkehrenden Momente des Zusammenbruchs und der Einsamkeit zu kitten, die Kurve doch noch einmal zu erwischen – obwohl (oder gerade weil) sie sich ihrer eigentlichen Nichtigkeit sehr wohl bewusst sind. Sie spiegeln die Ursachen und Symptome der Hochstapelei in einem theatralen, tänzerischen und musikalischen Balanceakt – oder: als Börse der falschen Versprechungen und des Misslingens.
Eine Produktion von KLARA und Theater Freiburg/pvc Tanz Freiburg Heidelberg. In Koproduktion mit Theaterspektakel Zürich, AUAWIRLEBEN Bern und Kaserne Basel
Gefördert von Fachausschuss Theater und Tanz BS/BL; Pro Helvetia; GGG Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige Basel; Migros-Kulturprozent; Stanley Thomas Johnson Stiftung; Ernst Göhner Stiftung; Jubiläumsstiftung der Basellandschaftlichen Kantonalbank
Premiere
28.8.2009
Theaterspektakel Zürich
Weitere Vorstellungen
Ab 17.10.2009
Theater Freiburg
Ab 25.10.2009
Theater Heidelberg
Ab 9.2.2010
Kaserne Basel
21.5. | 22.5.2010
AUAWIRLEBEN Bern
6.9. - 8.9.2010
garajistanbul Istanbul
14. | 15.4.2011
theaterchur
Mit
Nicola Fritzen, Kate Harman, Uta Krause, Philippe Nauer, Dominique Rust, Tobias Schramm, Martin Schütz, Angelika Thiele, Michael Wolf
Regie
Christoph Frick
Dramaturgie
Inga Schonlau, Patrick Wymann
Bühne und Kostüme
Clarissa Herbst
Musik
Martin Schütz
Licht
Mark Howett
Ton
Andreas Döbeli / Sven Hofmann
Video
Angelo Sansone
Regieassistenz
Pia Donkel
Bühnenbild-/Kostümassistenz
Johannes Storch
Dramaturgieassistenz
Tobias Ergenzinger
Bühnentechnik
Michel Jann, Moritz Jüdes
Produktionsleitung
Ursula Freiburghaus, Johannes Kasperczyk